Sonntag, 27. März 2011

Attribute zur Person Claire Zachanassian

Auf Seite 26 weisen ihre Kosenamen, die sie von Ill in ihren Jugendjahren erhalten hatte, auf ihre vergangene Persönlichkeit hin, die einen grossen Einfluss auf ihr jetziges Verhalten hat. „Wildkätzchen“ verdeutlicht das unbändige und selbstständige an ihr – vor allem „-kätzchen“ zeigt ihren eigensinnigen Charakter –, das „Zauberhexchen“ deutet auf ihre unberechenbare und mysteriöse Seite hin. Dürrenmatt wählte absichtlich die Verniedlichungsform für die Vergangenheit, den mit der Annahme, dass sich Persönlichkeiten nie wirklich ändern, kann man die Parallele zur Gegenwart ziehen: Wildkatze und Zauberhexe bekommen einen gefährlicheren Beigeschmack und lassen den Leser ihre weiteren Handlungen schon vorahnen.

Ein weiteres, meisterhaft gewähltes Attribut ist die Prothese. Prothesen sind hart und verweisen auf einen Unfall hin, wo man etwas verloren hatte. Bei Claire Zachanassian wäre der Unfall ihr Kind und der verlorene Prozess, in dem sie die Liebe zu Ill verloren hatte und sie dann durch den Wunsch nach Gerechtigkeit, also die Prothese ersetzte. Dies wird vor allem auf Seite 39/40 deutlich, als er ihre vermeintlich echte und vertraute Hand küsst und dann entsetzt feststellen muss, dass auch diese nur eine Prothese aus Elfenbein ist. Des weiteren steht die Prothese für einen Unfall, den man überlebt hat, was nahe legt, dass Claire Zachanassian nicht kleinzukriegen ist, wie sie auch selbst auf Seite 40 erklärt: „Bin nicht umzubringen.“

Womöglich das spannendste und unklarste Attribut findet sich auf Seite 34, wo der Lehrer sie als „zweite Lais“ bezeichnet. Die Lais, wie Nachforschungen auf Wikipedia ergeben, sind zwei Hetären im antiken Griechenland gewesen, die beide in Korinth wirkten. Hetären waren Prostituierte, die aber damals einen guten Ruf genossen, da sie gebildet und sozial anerkannt waren. Vermutlich bezieht sich Dürrenmatt hier auf die Lais von Korinth (die andere hiess Lais von Hykkara), da man viele Vergleiche machen kann: Beide waren schön und besassen eine gewisse Charme. Auch lehnte einer ihrer Liebhabern, Eubotas, ihr Heiratsantrag ab, was möglicherweise auf die Beziehung mit Ill hinweisen könnte. Genauso gut könnte es aber auch Diogenes sein, dessen Geliebte Lais unentgeltlich gewesen war.
Der Lehrer setzte dieser Name vor allem mit ihr in Verbindung, da sie schon sieben Ehemänner hintereinander hatte, doch man kann annehmen, dass Dürrenmatt auch auf einen weiteren geschichtlichen Kontext hinweisen wollte.

Auf der gleichen Seite bezeichnet sie der Lehrer als Klotho. Diese war neben Lachesis und Atropos in der griechischen Mythologie eine der Moiren. Diese waren zuständig dafür, die Lebensfäden zu spinnen (Klotho), zu vermessen (Lachesis) und dann abzuschneiden (Atropos). Der Lehrer (also Dürrenmatt) verweist auf das Beeinflussen der Schicksale, dass Claire Zachanassian nun beginnt. Da ich dass Buch nur bis zum ersten Akt gelesen habe, wäre ich beim Weiterlesen nicht überrascht, wenn sie als Lachesis und schlussendlich als Atropos bezeichnet werden würde, da dass perfekt Bezug auf ihre Rolle in der Geschichte nähme.

Das finale Attribut gibt Claire Zachanassian auf Seite 38 sich selber: „ Und ich bin die Hölle geworden.“ Dieses Attribut wird in verschiedenen Szenen als Vorahnung angedeutet, wie zum Beispiel die verschiedenen Personen, denen sie einen Tod in der Stadt prophezeit. Auf Seite 21 spricht der Bahnhofsvorstand aus, was alle denken, zwar, dass die Naturgesetze aufgehoben sind. Gott oder Hölle, dass ist es, was sich hier für eine Frage stellt. Gott einerseits, da Claire Zachanassian die letzte Hoffnung für die Güllener darstellt, Hölle anderseits, weil sie Ill indirekt umringen will und somit die Güllener zu einer unmoralischen Tat anstiftet. In dem am Anfang dieses Absatzes zitierten Satzes verdeutlicht es Dürrenmatt: Beides – und somit Claire Zachanassian – wird für die Güllener zu ein und demselben.

Samstag, 19. März 2011

Samstag, 5. März 2011

Das Theater und ich

In meiner bisherigen Laufbahn in der Schule bin ich noch nie mit dem Theater direkt in Berührung gekommen. Unser Lehrstoff im Untergymnasium war mehr auf gängiges Literaturlehrmittel als auf Drama ausgerichtet, so beschränkt sich mein detailliertes Wissen übers Theater nur auf zwei Werke: Nathan der Weise und Emilia Galotti, beide von Lessing. Gefallen haben sie mir nicht schlecht, doch vorzustellen, wie sie auf einer „richtigen“ Bühne aufgeführt werden, fiel mir schwerer.

Dass liegt vermutlich daran, dass ich bisher noch nie ein Theater besucht habe, was wohl auch damit zusammenhängt, dass meine Familie nicht sehr daran interessiert ist. Ich selbst aber fand das Theater an sich schon immer spannend, da ich damit denn Gedanke von extremsten Mitfühlens und –Erlebens assoziierte. Es mag pathetisch klingen, doch ich stelle mir vor, dass die Schauspieler eine Art Verbildlichung unserer Gefühle und somit auch unserer Zeit sein können. Obwohl wir mit unserem und dem vergangenem Jahrhundert eher Filme und deren Schauspieler verbinden, sehe ich den Ursprung von wahrhaftigen Emotionen im Theater.

„Alte Schule“ könnte man sagen, doch das wäre eine irrtümliche Bezeichnung für eine Branche, die sich fortlaufend entwickelt und neu definiert. Ein Beispiel dafür wäre das Improvisationstheater, das ein paar Freunde von mir oft und mit grossem Enthusiasmus besuchen. In unserer Klasse gibt es gleich ein Paar, die ins Theater gehen und auf deren Vorführung ich sehr gespannt bin.

Vorfreude auf den anstehenden Theaterbesuch mit der Halbklasse ist genauso vorhanden wie auf das Pausentheater. Ich erhoffe mir von diesem Semester, dass nachher meine bis jetzt unbegründete Begeisterung erhalten, oder sogar gesteigert wird. Beim Einschätzen meiner eigenen Qualität als Schauspieler bin ich eher vorsichtig, da ich bis anhin noch gar keine Erfahrungen gesammelt habe – abgesehen von Primarschulaufführungen. Eventuell wird das dann innerhalb dieses Semesters möglich sein, genau so wie das Sammeln von Basiswissen über Theater und Drama.

Verschiedene rhetorische Mittel – die nicht nur meiner Meinung nach zum Erfolg eines Stückes beitragen – sind mir noch nicht vollständig bekannt, doch auch Szenenbilder und Requisiten könnten einen kleinen Platz im Unterricht bekommen, nur schon hinsichtlich unserer künstlerischer Schule. Auch ist mir klar, dass Theorie genauso dazugehört, was mir nicht weiter schlimm erscheint, da dass nur zur Verbesserung der Praxis beitragen kann.

„Das Leben ist ein Theaterstück ohne vorherige Theaterproben. Darum singe, lache, tanze und liebe ... und lebe jeden einzelnen Augenblick deines Lebens, bevor der Vorhang fällt und das Theaterstück ohne Applaus zu Ende geht.“ (Charlie Chaplin)

Das war in etwa das, was mir immer durch den Kopf schiesst, wenn das Thema Theater aufkommt. Gerade so dramatisch wie das Zitat von Charlie Chaplin wird der Unterricht hoffentlich nicht sein – aber vielleicht wird es den einen oder anderen die Freude am Theater weitergeben.